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27.11.2018

Tierphysiotherapie - Handwerk oder Zauberkunst

VON AUSGERENKTEN WIRBELN, HERAUSSPRINGENDEN KNIEN UND ANDEREN MÄRCHEN IN DER THERAPIE!

Sehr oft bekomme ich Fragen gestellt wie “Können Sie das nicht schnell einrenken?”, “Mit einer Behandlung sollte das doch alles wieder erledigt sein!” oder “Arbeiten Sie nicht so wie der aus dem Fernsehen?”. 

NEIN!! Das kann und möchte ich nicht!

Bei mir bekommt jedes Tier die Zeit, die es braucht. Deshalb plane ich mir für jedes Tier zwischen 1- 2 Stunden Zeit ein. In dieser Zeit wird mein Patient von oben bis unten untersucht, um die Ursache zu finden und wenn möglich zu beseitigen bzw. daran zu arbeiten. 
Natürlich geht das weder schnell noch mit “Hau-Ruck-Methoden” und auch kann ich keinen Wirbel “einrenken”. 

Vermutlich nur ein ausgerenkter Wirbel

So oder so ähnlich beginnt oft das erste Gespräch, entweder am Telefon oder vor Ort bei der Befundung. Von mir wird dann meistens erwartet, diesen Wirbel wieder “einzurenken”, damit das Tier danach wieder läuft wie vorher. 

Doch auch wenn ich viele Tierbesitzer jetzt aus ihrer Traumwelt holen werde - Wirbel können NICHT ausgerenkt sein. Wäre dies der Fall, dann könnte auch keine physiotherapeutische Behandlung mehr helfen, denn dann wäre das Rückenmark gequetscht und das Tier im besten Fall gelähmt. 

Was wir im Volksmund unter “ausgerenkt” verstehen, ist eine Blockierung. Eine Blockierung ist eine vorübergehende Einschränkung der Beweglichkeit eines oder mehrerer Gelenke. Eine Blockierung ist reversibel, das heißt sie kann wieder aufgehoben und in ihren physiologischen Zustand gebracht werden. 

Das was wir als “einrenken” verstehen nennt sich Manipulation. Hier wird ein kurzer Impuls in das Gelenk gesetzt, wodurch die Blockierung aufgehoben werden soll. Durch diesen Impuls wird eine Entzündungsreaktion ausgelöst, die Durchblutung wird angeregt und dadurch sollen sich die Muskeln entspannen. Das Ergebnis hält meist allerdings nicht lange. Denn auch hier gilt, wer die Ursache nicht findet und behebt, kann auf Dauer nicht erfolgreich behandeln. 

Ein richtiges Einrenken ist nur dann nötig, wenn ein Gelenk wirklich ausgerenkt (luxiert/ subluxiert) ist. Dies kann zum Beispiel bei einer ausgekugelten Schulter der Fall sein. Hier findet man dann allerdings nicht nur die Luxation/ Subluxation, sondern auch deutliche Weichteilschädigungen im betroffenen Bereich. 
Deshalb muss dann auch das betroffene Gelenk ruhiggestellt oder fixiert werden - dies ist aber keine Blockierung und kann auch nicht durch das umgangssprachliche “einrenken” behoben werden. 

Wie entsteht eine Blockierung?

Ein funktionierendes Gelenk besteht aus knöchernen, bandhaften und muskulären Strukturen. Nur durch diesen Aufbau ist es möglich, dass das Gelenk stabil und mobil in der Bewegung sein kann. 
Der knöcherne Teil eines Gelenks alleine ist nicht in der Lage, eine Bewegung auszuführen und kann somit auch nicht von sich aus blockieren. 
Die Ursache ist also nicht das Gelenk mit seinen knöchernen Gelenkpartnern, sondern die Muskulatur, die das Gelenk bewegt. 

Eine Blockierung ist also nichts anderes, als das reflektorische Verkürzen der gelenknahen Muskulatur. Dies geschieht, um weitere Schädigungen in diesem Bereich zu vermeiden. 

Auftreten kann dies zum Beispiel bei einem Trauma oder auch wenn die Ausrüstung (Geschirr/ Halsband oder Sattel/ Trense) nicht passen. Hierbei wird ein Schmerzreiz ausgelöst, der die Muskulatur dazu bringt, sich zu kontrahieren, um ein Zerreissen oder Überdehnungen zu vermeiden. 
Leider bleibt dieses Signal auch bestehen, wenn zum Beispiel die Ausrüstung angepasst oder das Trauma überwunden wurde. Dummerweise kann dieses Signal nicht ohne einen Reiz von außen wieder aufgelöst werden, d.h. der Muskel bleibt in der kontrahierten, verkürzten Länge, verspannt sich weiter und verhindert so eine physiologische Bewegung des Gelenks. Der Muskel hält das Gelenk quasi fest und ist somit die Ursache der Blockierung. 

Lösen der Blockierung

Die Lösung des Problem: Muskelverspannungen lösen, den Stoffwechsel anregen, die Beweglichkeit wieder herstellen, durch Training aktiv aus der Schonhaltung herausholen und die Ursache beseitigen!

Dies ist aber nicht in 30 Minuten und einer Behandlung möglich, sondern braucht oft Zeit, mehrmalige Behandlungen und ein aktives Mitarbeiten des Besitzers oder anderer Beteiligten, wie zum Beispiel Trainer, Hufschmied etc. 
Denn unsere Tiere sind Meister im Kompensieren und bis man als Besitzer feststellt, dass etwas nicht passt, laufen unsere Tiere oft schon viel länger mit diesem Problem durch die Welt als uns bekannt ist. 

Zudem nehme ich gerne die Humanphysiotherapie als Vergleich. Hier wird auch nicht erwartet, dass in einer Behandlung alles vom Therapeuten “weggezaubert” wird. 
Für uns ist es ganz normal, mehrmals zur Therapie zu gehen und selbst aktiv zu werden. 

Bei unseren Tieren ist und sollte das nicht anders sein!

WEIL PHYSIOTHERAPIE/OSTEOPATHIE EIN HANDWERK UND KEINE ZAUBERKUNST IST!

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Admin - 11:42:29 @

 

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