14.06.2019

Pferde im Sommer richtig abkühlen!

Über Warmduscher, Eisschwimmer und Sonnenanbeter!

30 Grad und es wird noch heißer… dreh den Wasserhahn auf und… Wasser Marsch, oder?

Gerade noch auf dem Reitplatz galoppiert oder durch das Gelände gefegt und kaum Zuhause angekommen, wird im Sommer schon der Wasserschlauch in Richtung Pferd gehalten.
Das Pferd ist noch komplett verschwitzt, der Puls hat sich noch nicht normalisiert und auch die Atemfrequenz ist noch erhöht. 
Genau in diesem Moment ist es überhaupt nicht sinnvoll, gleich mit eiskaltem Wasser abkühlen zu wollen - auch das häufig zappelnde Pferd an der Hand des Reiters zeigt es ja schon oft. 

Doch was wollen unsere Pferde?

Nach dem Training oder großer Anstrengung müssen Pferde vor allem eins: zu Atem kommen und Puls, Temperatur etc. muss sich wieder normalisieren. 
Am besten hilft eine ausreichende Schritt-Phase von ungefähr 10 bis 15 Minuten am Ende des Trainings. Um es seinem Pferd in dieser Phase noch angenehmer zu machen, steigt man ab, lockert den Sattelgurt und führt das Pferd wenn möglich im Schatten, bis sich die Vitalparameter wieder normalisiert haben. 

Wenn dann Sattel und Trense abgenommen sind, kann mit dem kühlenden Nass begonnen werden. 

Langsam ist für die Pferde angenehmer!

Beim Abspritzen oder Waschen des Pferdes beginnt man herzfern. Das bedeutet, man fängt am rechten Hinterbein an. Hier startet man am Huf und arbeitet sich langsam nach oben bis zum Knie. Weiter geht es mit dem linken Hinterbein. Dann vorne rechts, vorne links und als letztes kann man sich am Rumpf von hinten nach vorne arbeiten. 

Langsam bedeutet, dass man, um einen richtig kühlenden Effekt zu erzielen, ungefähr 5 bis 10 Minuten pro Bein kühlt. Erst dann kommt der restliche Körper dazu. 

Wird das Pferd im Hau-Ruck-Verfahren mit kaltem Wasser abgekühlt, entsteht eher das Gegenteil und das Pferd heizt sich weiter auf. 

Warmduscher oder Eisschwimmer?

Gerade wurde der Ablauf geklärt, doch welche Wassertemperatur ist die richtige? 

Ob die Temperatur des Wassers zu kalt ist, erkennt man spätestens, wenn das Pferd zuckt, zurückweicht oder sich verspannt.
Hier lautet die Devise: lieber etwas wärmeres Wasser! Unsere Pferde sind nämlich definitiv eher Warmduscher als Eisschwimmer. 

Man kann das auch sehr gut im Selbstversuch testen. Wenn man sich nach dem Training selbst eiskalt abduscht, ist es auch unangenehm und man ist nicht wirklich abgekühlt. Duscht man aber mit lauwarmem Wasser, so ist man danach deutlich kühler und fühlt sich besser. 

Was tun mit den Sonnenanbetern? 

Nach dem Abkühlen ist das Pferd nun nass. Hier sehe ich es leider sehr oft, dass die Besitzer oder Reiter die Pferde zum trocknen in die Sonne stellen. Doch warum? Ist es nicht total gegensätzlich, das Pferd gerade abzukühlen und danach wieder zum trocknen in die heiße Sonne zu stellen? 

…

Natürlich ist es nicht sinnvoll, das Pferd nach dem abspritzen in die Sonne zu stellen.

Warum? 

Das Fell ist nass und in der heißen Sonnenhitze hat man zwar zunächst einen kühlenden Verdampfungseffekt des Wassers, gleichzeitig wird das Wasser, welches sich noch auf dem Pferd befindet aber wieder erwärmt und sobald das Fell nur ansatzweise getrocknet ist, heizt es sich wieder auf und man hat den kühlenden Effekt des Abspritzens komplett zunichte gemacht. 

Wenn das Pferd nach dem Training ordentlich abgekühlt wurde, dann sucht man einen windgeschützten Platz im Schatten für das Pferd aus oder stellt es in seinen Stall, wo das Pferd lebt und sich wohl fühlt. Hier wird es sich dann selbst den richtigen Platz suchen. 

5 Punkte für pferdefreundliches Abkühlen 

* Das Pferd nach dem Training im Schatten für mindestens 10 Minuten führen.
* Mit dem Abspritzen herzfern beginnen.
* Pro Bein 5 bis 10 Minuten mit lauwarmem Wasser kühlen, erst dann den restlichen Pferdekörper.
* Prinzipiell lieber wärmeres Wasser nutzen und auf die Reaktion des Pferdes achten.
* Das Pferd danach nicht in die Sonne zum trocknen stellen.