30.03.2020

Die Organe des Körpers in der TCVM

In der TCVM wird eine Anzahl wichtiger Organe, die in Einklang miteinander und mit den Grundsubstanzen arbeiten, beschrieben.

Was ist Gesundheit in der TCVM?

In der westlichen Medizin ist der Gesundheitszustand unabhängig von einer Krankheitssituation analysierbar.
Für die Chinesen ist Gesundheit jedoch ein theoretischer Zustand, in dem kein körperliches Merkmal unnormal ist. In der TCVM wird Gesundheit als ausgewogen beschrieben.

In der TCVM liegt der Schwerpunkt eher in der Wahrnehmung der Disharmonien und in der Fähigkeit, in Zeichen und Symptomen ein bestimmtes Muster zu erkennen, welches dann zur Grundlage der Behandlung wird.

Die Organe aus Sicht der TCVM

In der TCVM sucht man nicht nach festen Körperstrukturen, die eine bestimmte Aktivität ausführen, sondern bezeichnet zum Beispiel ein Organ nach seiner Funktion und nicht, wie im westlichen, nach seiner physischen Struktur. So wird zum Beispiel mit der Leber in der TCVM nicht unbedingt das gleiche Organ aus der westlichen Medizin bezeichnet.
Dieser Unterschied gibt der TCVM die Möglichkeit, Organe zu definieren und zu identifizieren, die von der westlichen Medizin gar nicht wahrgenommen werden.

Somit ist das chinesische System logisch aufgebaut:

Alle Beobachtungen im Körper sind zu einem in sich geschlossenen Systemen von Funktionen und Beziehungen zueinander zusammengefasst.

Auch wichtig ist, dass es in der TCVM keine klare Trennung zwischen Körper und Geist gibt.

Die psychische, geistige und emotionale Eigenschaften dringen ineinander ein und schließen sich gegenseitig nicht aus. So werden auch die chinesischen Organe dementsprechend beschrieben, die durch Funktionen und Beziehungen zueinander verstanden werden können.

Die Organe in der TCVM werden in Yin- und Yang-Organe eingeteilt. Es gibt fünf Yin-Organe und sechs Yang-Organe.

In der medizinischen Praxis haben die Yin-Organe eine größere Bedeutung, weshalb ich in diesem Beitrag auch damit beginnen werde.

Die Yin-Organe

Das Herz

Wenn das Herz richtig funktioniert, fließt das Blut ruhig durch den Körper. Somit sind Herz, Blut und Blutgefäße durch die gemeinsame Arbeit vereint.
Sind Herzblut und Herz-Qi ausreichend vorhanden, schlägt der Puls gleichmäßig und regelmäßig.

Sind Blut und Qi im Herzen im Gleichgewicht, so wird Shen, welcher im Herzen gespeichert wird, genährt und das Tier reagiert angemessen auf seine Umgebung.

Auch die Zunge ist mit dem Herzen verbunden, wodurch sich Disharmonien des Herzens also auch an der Zunge bemerkbar machen. Eine blasse Zunge kann zum Beispiel Blutmangel des Herzens anzeigen und eine violette, also livid gefärbte Zungen, deutet auf einen Blutstau im Herzen hin.

Die Lunge

Die Lunge wird traditionell auch als das zartes Organ bezeichnet, denn sie ist das Yin-Organ, welches am leichtesten von äußerlichen Einflüssen angegriffen werden kann.

Die Lunge kann Bewegungen in zwei Richtungen ausführen bzw. dirigieren. Sie kann abwärts bewegend und verflüssigend arbeiten. Zudem kann sie zirkulierend arbeiten.

Das bedeutet, dass die Lunge für die Atmung zuständig ist und in gewissem Sinne das Qi des kompletten Individuums regiert. Die Lunge stellt den Bereich dar, in dem das äußere und das innere Qi zusammentreffen.

Bei der Einatmung wird das natürliche Qi aus der Luft nach unten befördert. Die ausstreuende Eigenschaft, die Dinge zirkulieren lässt, erlaubt die Ausatmung und somit das Ausstoßen unreiner Luft.

Ist die Lunge gesund, tritt das Qi gleichmäßig auf und die Atmung ist gleichmäßig und ruhig.

Bei einer Disharmonie der Lungen, können Symptome wie Husten, Atembeschwerden oder Asthma auftreten. Hier liegt meist eine Störung der absteigenden oder ausstreuenden Funktion vor.

Zudem bewegt und regelt die Lunge die Wasserwege im Körper. Die abwärts bewegende Funktion verflüssigt Wasserdampf und schickt ihn zu den Nieren, die ausstreuende Funktion verbreitet den Wasserdampf im Körper und führt in zu der Haut und den Poren.

Somit lässt sich auch erklären, warum Hautprobleme oft mit einer Disharmonie der Lunge einhergehen und warum es Probleme beim Wasserlassen gibt, wenn die abwärts bewegende Funktion nicht mehr gegeben ist.

Mit anderen Worten reguliert die Lunge die Absonderung der Schweißdrüsen, den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und die Widerstandskraft gegenüber äußeren Einflüssen.
Diese Funktionen hängen zusätzlich auch mit dem Abwehr-Qi zusammen.

Da die Nase das Tor zur Lunge ist, werden viele Erkrankungen des Hals-Nase-Rachenraums auch über die Lunge behandelt.

Die Milz

Da die Milz für die Chinesen das primäre Verdauungsorgan ist, stellt sie das entscheidende Glied in dem Prozess dar, der Nahrung in Qi und Blut umwandelt.

Sie regelt die Aufwärts-Bewegung und ist beteiligt am Transport und der Umwandlung von Wasser im Körper.
Wenn alle Umwandlungs- und Transportfunktionen der Milz harmonisch arbeiten, sind Qi und Blut zu genüge vorhanden und die Verdauungskräfte stark.

Unterliegt die Milz einer Disharmonie, kann es, oft im ganzen Körper, zu einem Qi- und Blut-Mangel kommen.
Spannung oder Schmerzen im Bauch, Durchfall oder Appetitlosigkeit können die Folge sein.

Die Milz ist nicht nur an der Erzeugung von Blut beteiligt, sondern leitet und hält es auch in seinen Bahnen.

Ist das Milz-Qi abgeschwächt, verliert die leitende Funktion die Harmonie und das Blut kann sich ungezügelt bewegen. Dies führt dann zu Symptomen wie Blut im Kot, Blut unter der Haut, Gebärmutterblutungen oder Blutspucken.

Die Milz ist aber nicht nur die Quelle des Qi und Blut, sondern ist auch für den Transport dieser in die Muskulatur verantwortlich.
Somit weist oft der Zustand der Extremitäten auch auf den Zustand der Milz hin.

Auch das Maul und die Lippen sind der Milz angeordnet und stehen in enger Verbindung zu dieser. Wenn also die Milz harmonisch arbeitet, ist es möglich, alle Geschmacksrichtungen zu schmecken und die Lippen sind feucht und gesund.
Liegt hier eine Störung vor, zeigt sich das oft in einem verminderten Geschmackssinn und blassen, trockenen Lippen.

Die Leber

Die Leber oder das Leber-Qi ist für eine fließende und gleichmäßige Bewegung der Körpersubstanzen und für die regelmäßige körperliche Aktivität verantwortlich.

Sie bewegt das Qi und das Blut in alle Richtungen und Teile des Körpers und ist leider anfällig für Stagnationen.

Die Leber bringt in Fluss und breitet aus und hat drei funktionelle Aspekte:

1. Die Leber bringt in Ordnung und macht es gleichmäßig.

Die sanfte Bewegung des Qi im Körper ist also von der Leber abhängig. Ebenso auch die Aktivitäten, die ihrerseits vom Qi abhängig sind, die Bewegung des Qi, die Bewegung des Blutes und des Leitbahn-Qi und die Tätigkeit aller Organe.

2. Die Leber kontrolliert die Gallensekretion.

Galle ist für die Verdauung von Nahrung und Flüssigkeiten von Nöten.

3. Die Leber harmonisiert die Emotionen.

Eine Disharmonie der Leber betrifft unmittelbar den Gemütszustand des Individuums.

Deshalb sagt man auch oft: “Dir ist eine Laus über die Leber gelaufen.”

In dieser Verbundenheit zeigt sich wiederum eins der grundlegenden Prinzipien der TCVM: Die medizinische Ansichtsweise trennt niemals Körper und Geist.

Die Leber hat zusätzlich eine Verbundenheit zu den Sehnen und Bändern des Körpers und zu den Augen.
Folglich werden bei vielen Verletzungen und Erkrankungen in diesem Bereich die Leber unterstützt.

Die Nieren

In den Nieren wird das Jing gespeichert. Das Jing ist die Substanz, die am meisten mit dem Leben selbst verbunden ist. Jing ist die Quelle des Lebens und der individuellen Entwicklung.

Da die Nieren Jing speichern, enthalten sie das Potenzial der Lebensaktivität eines Individuums und sind die Wurzeln des Lebens.

Wie alle Organe besitzen auch die Nieren einen Yin- und einen Yang-Aspekt. Die Speicheraktivität der Nieren ist Yin und als “Feuer der Lebenspforte” wird der Yang-Aspekt der Nieren bezeichnet.

Die Nieren haben auch einen großen Bezug zum Wasser. Denn während die Lunge das Wasser bewegt, reguliert und den Dampf verflüssigt und die Milz für das Emporführen der reinen Flüssigkeit verantwortlich ist, stellen die Nieren das Fundament dieses gesamten Prozesses dar.

Die Nieren beherrschen das Wasser durch den Yang-Effekt. Denn das Feuer verwandelt die Flüssigkeit in einen Nebel oder Dunst und dieser Vorgang ist der Beginn, damit Flüssigkeiten aufsteigen und zirkulieren können.

Zudem produzieren sie das Mark, sind somit an der Erzeugung und Erhaltung von Knochen zuständig und haben einen Bezug zu den Ohren. Folglich werden eine Reihe solcher Erkrankungen über die Niere behandelt.

Auch die Lunge und somit die Atmung hängen mit den Nieren zusammen. Denn obwohl die Lunge die Atmung vollzieht, ist das normale Atmen zudem auf die Hilfe der Nieren angewiesen. Sie erlauben es dem natürlichen Qi der Luft, tief einzudringen und vervollständigen die Einatmung durch das ergreifen von Qi. Deshalb sind die Nieren die Wurzeln des Qi, die Lunge ist aber das Fundament.

Richtige Atmung hängt also von den Nieren ab und so hängen Disharmonien der Nieren oft mit chronischem Asthma zusammen.

Die Yang-Organe

Die Hauptfunktionen der Yang-Organe ist das Empfangen der Nahrung, die Aufnahme der brauchbaren Teile und die Umwandlung und Ausscheidung.

Jedes Yang-Organ paart sich mit einem Yin-Organ. Dies bedeutet, dass die Leitbahnen gepaarter Organe einen Bezug zueinander haben und miteinander verbunden sind.

Die Gallenblase

Die Gallenblase und die Leber sind aufeinander angewiesen. Die Leber produziert Galle und die Gallenblase sondert sie ab.
Somit zieht eine Disharmonie der Gallenblase auch eine Störung der Leber mit sich.

Der Magen

Der Magen hängt mit der Milz zusammen, da der Magen für das Absteigende und die Milz für das Aufsteigende verantwortlich ist.
Somit ergänzen sich das Magen-Qi und das Milz-Qi perfekt.
Bei einer Störung in diesem Bereich können Übelkeit, Magenschmerzen, Blähungen, Erbrechen etc. auftreten.

Der Dünndarm

Die Trennung von trüber und klarer Flüssigkeit geht im Dünndarm von statten. Disharmonien machen sich über Symptome wie Bauchschmerzen, Darmgluckern, Durchfall oder Verstopfung bemerkbar.

Der Dickdarm

Der Dickdarm befördert die trüben Teile weiter, während er ihnen Wasser entzieht.
Die Symptome einer Dickdarmdisharmonie sind identisch mit einer Dünndarmdisharmonie.

Die Blase

Die Blase ist mit den Nieren gekoppelt, empfängt und scheidet Urin aus, der aus den trübsten Bestandteilen aus den Nieren, der Lunge und des Dünn- und Dickdarms gebildet wird.
Bei Disharmonien der Blase kommt es zu Problemen beim Wasserlassen, Inkontinenz und Brennen.

Der Dreifach-Erwärmer

Der 3E bildet das sechste Yang-Organ. Am besten wird er als funktionelle Einheit zwischen verschiedenen Organen, die Wasser regulieren, verstanden.

Fazit

Die Organe werden in der TCVM also durch ihre Funktion und Beziehung zueinander definiert und bilden somit einen weiteren Teil des körperlichen Gewebes.
In der TCVM existieren die Organe also als Teil eines Systems, das benutzt wird, wenn es zweckdienlich ist.

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Admin - 20:08:06 @